Bürger- und Goldhaubenfrauen der Stadt Gmünd
 
 

gegründet: 1938
Gründungsobfrau: Maria Moser

Obfrauen:
1938-1966
Maria Moser
1966-1981
Else Moser
1981-1996
Brunhild Tivan
seit 1996
Ulli Moser

 
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Obfrau
Ulli Moser

 
   

Gründungsgeschichte: Die Überlieferung berichtet, dass sich die Bürgerfrauen von Gmünd bereits am Beginn des 17. Jahrhunderts sozial betätigt haben und die Pfründner im Gmündner Bürgerspital betreuten. Hans Rudolf von Raitenau war zu dieser Zeit Herrschaftsinhaber von Burg und Herrschaft Gmünd. Sein Bruder, der mächtige Salzburger Erzbischof, hielt sich gerne fernab des Salzburger Hoftrubels, begleitet von seiner Geliebten und Lebensgefährtin Salome Alt, in Gmünd auf.

Die im Jahr 1938 gegründete Gruppe trägt ein zweiteiliges Bürgerinnenkleid aus reiner Seide. Als Vorbild diente das Kleid von Elisabeth Lax, geborene Lackner, das angeblich einem Porträt der Salome Alt nachempfunden war. Die Mutter von Elisabeth Lax war eine Tochter des Bannrichters Emperger, der über Eva Faschauner Gericht gehalten hatte. Ursprünglich waren die Kleider noch durchwegs im Grauton gehalten, mittlerweile können die Frauen nach eigenem Geschmack den Farbton wählen. Die Goldhaube, die mit reichem Stickwerk versehen ist, wird mit der weißen Masche getragen.

Karitatives und gesellschaftliches Wirken: Ein schöner Brauch der Gruppe ist es, zur Weihnachtszeit einsamen Menschen durch Besuche und Gespräche Zeit zu schenken. So ist es nicht allein die materielle Hilfe, welche den Damen ein Anliegen ist. Hier geht es vor allem um das Aufrechterhalten menschlicher Beziehungen und das Miteinander im bürgerlichen Leben einer Stadt. Doch auch finanzielle Unterstützungen werden geleistet. Schnelle Entscheidungen bringen schnelle Hilfe, und es wird dort geholfen, wo es Not ist und die momentane Situation es erfordert. Die Betreuung der 1840 errichteten, historisch bedeutenden Lodron’schen Gruft stellt ebenfalls ein Anliegen im Jahresablauf der Bürgerfrauen dar. Dies ist als Ausdruck der historischen Identifikation der Frauen mit der geschichtlichen Vergangenheit ihrer Heimatstadt zu deuten, deren Geschicke seit dem Jahr 1639 eng mit der Familie Lodron als Herrschafts- und Schlossinhaber verbunden waren.

Die Bürger- und Goldhaubenfrauen haben sich wiederholt als Bauträgerinnen für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen bewährt. So bei der 1629 gestifteten und vom Millstätter Baumeister Anton Duregger errichteten Kalvarienbergkapelle mit den charakteristischen zwei Türmchen. Das auch „Sandrieß-Kapelle“ genannte kleine Gotteshaus ist dem Heiligen Salvator gewidmet. Als Bauherr erscheint Hans Rudolf von Raitenau mit seiner Gattin Maria Sydonia geb. Freiin von Welsperg. Lange Zeit galt die Kapelle, welche ohne offizielle Genehmigung gebaut worden war, als nicht geweiht. Noch 1676 beschrieb man die „Kapelle an der Santrissen“ mit dem darin befindlichen Altar als sehr schön, doch mussten Messen dort auf einem Portatile, einem Tragaltar, zelebriert werden. Später gehörte zur Kapelle ein Benefizium, der jeweilige Benefiziat erhielt für die Wochenmesse 26 Gulden im Jahr. Wenn die Kapelle durch Eis und Schnee schwer erreichbar war, musste die Messe in der Spitalskirche gelesen werden. Späterhin hatten die jeweiligen Kooperatoren der Pfarre Gmünd diese Pfründe inne.

Der desolate Zustand des kleinen kirchlichen Kleinods bewog die Bürger- und Goldhaubenfrauen im Jahr 1998 an eine Renovierung zu denken. Nachdem es den Damen gelungen war, die verantwortlichen Politiker von Gmünd zu motivieren, war es dank der eigenen angesparten Geldmittel und der spendenfreudigen Bevölkerung möglich, die aufwändige und kostenintensive Renovierung durchzuführen. Eine Bausteinaktion mit einer Zeichnung des Lehrers Helmut Fertin erbrachte gute Erlöse. Drainage, Dachdecken und Innenrestaurierung stellten die Frauen und ihre Helfer vor große Anforderungen. Allein der schlechte Weg (der ja schon aus früherer Zeit bekannt ist) brachte für den Materialtransport große Probleme. Die Restaurierung, welche im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt erfolgte, kann wohl mit Recht als gelungene kulturelle Tat der Bürgerfrauen aber auch der bürgerlichen Gemeinschaft von Gmünd bezeichnet werden. Am 2. Oktober 2004 konnte die abgeschlossene Gesamtrestaurierung im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes gefeiert werden.

Auch die Altweiberkapelle am Schlossbichl, vor allem aber das dortige Bild der Schmerzensmutter und des Jesus mit der Dornenkrone konnten 2005 restauriert und der Nachwelt erhalten werden. Altweiberkapelle wird diese seit jeher genannt, weil hier jene Frauen auf die Rückkehr der Prozession warteten, welche nicht mehr so gut zu Fuß waren. Mit der Renovierung der beiden Objekte wurde ohne Bedacht auf Konfessionen hier eine beispielhafte Aktion gesetzt, die in der Tradition der bürgerlichen Kommunen steht.

Momentan sind es 24 Damen, die bei den hohen kirchlichen und weltlichen Feiern der Stadt Gmünd dazu beitragen, dem Ganzen ein festliches Gepränge zu geben. Die Fronleichnamsprozession, der Erntedank und die Barbarafeier sind ohne die Anwesenheit der Bürger- und Goldhaubenfrauen nicht mehr denkbar, und so manche andere kulturelle Veranstaltung wird durch ihre prächtigen Festtagskleider verschönert.

Eine Episode aus dem Vereinsleben: Das bürgerliche und „geadelte“ Stierkalb

Die Bürger- und Goldhaubenfrauen fühlen sich mit den Festen im Jahresablauf eng verbunden. So auch mit dem Gmündner Erntedank, der immer wieder Anlass zum gemeinsamen Ausgang ist. Der 25. September 2005 war wieder so ein Tag und noch dazu einer mit wunderschönem Wetter. Nach Festmesse, Umzug, Mittagessen und Kutschenfahrt, somit nach erfolgter geistiger, kultureller und körperlicher Stärkung wurde ein Stierkalb versteigert. Die nach amerikanischer Art erfolgende Versteigerung, die noch dazu einem karitativen Zweck dienen sollte, ließ die Damen in die Pompadours greifen, um eifrig mitzubieten. Vom Spielteufel befallen und daher bald ohne Bargeld, mussten sie noch eine bare Anleihe bei der Kohlmayr-Kellnerin machen. Tatsächlich erlangten die Damen den Zuschlag – das Stierkalb beim Mailänderhof unterzubringen war schon zuvor beschlossen worden – und im Triumph wurde das Tier vom Platz gebracht. Goldi Peter Felix von Zicks, ganz und gar nicht bürgerlich, sondern eher adelig wurde der Jungstier getauft, der am Mailänderhof unter der Pflege des Juniors Peter den Winter bei bester Kost verbringen durfte.

Mit dem kommenden Frühjahr wurde Goldi Peter Felix von Zicks zwar seines Quartiers verlustig, nicht aber seiner Männlichkeit. Ganz bewusst wurde ihm ein neuer Platz gesucht, an dem er weiterhin als Stier leben und auch wirken durfte. Als angenehme Nebenerscheinung dieser Episode konnten die Bürger- und Goldhaubenfrauen, die sich nunmehr auch als Viehhändlerinnen betätigt hatten, ihrer sozialen Zwecken dienenden Kasse einen schönen Reinerlös zuführen.

Kleid: Die im Jahre 1938 gegründete Gruppe trägt ein zweiteiliges Bürgerinnenkleid aus reiner Seide. Zwölf Meter Stoff werden im Durchschnitt für die äußerst aufwändige Anfertigung verbraucht. Die Bürgerfrau kann nach Rücksprache mit der Gruppe den für sie passenden Farbton in einer einfärbigen Seide wählen.

Oberteil: Handrollierte Rüschen sind ein Charakteristikum der Tracht, die sich durch den durchgeknöpften Spenzer mit der Fischbeinverstärkung und den in der Seitennaht angenähten Bändern, die um die Mitte gebunden werden, auszeichnet. Ein Rüschenbogen verläuft über die Ärmelansätze ellipsenförmig zum Halsausschnitt, darin zieren senkrecht aufgenähte Rüschen den gesamten oberen Rücken- und Brustbereich. Das Oberteil hat einen Knopfverschluss aus überzogenen gepressten Knöpfen. Die Knopfleiste wird seitlich wieder durch Rüschen aufgewertet. Der Halsausschnitt hebt sich durch einen abnehmbaren weißen Spitzenkragen ab. Die dreiviertellangen Trompetenärmel haben eine in der Kugel beginnende Rüsche, die entlang den Oberarmen bis zur Ärmellänge geführt werden, sich hier teilen und abgerundet die weiten Ärmel umschließen. Ein weiteres Merkmal der Gmündner Frauentracht sind die eingeknöpften Ärmel aus feinem weißen Baumwollstoff. Sie sind weit gezogen und enden mit kurzen engen Manschetten, die mit Spitzen (wie beim Kragen) ausgestattet sind. Der Spenzer hat 5 Teilungsnähte im Rücken und eine glatte Schnebbe. Das Vorderteil endet ebenso als Spitzleib und die langen Bänder werden darüber geschlungen.

Unterteil: Der Rockteil ist eigenständig mit Bund und sehr reichhaltig gezogen. Darunter wird ein Spitzenunterrock getragen um die Weite zu verstärken.

Zubehör: Als Zubehör werden weiße Handschuhe aus feinem Zwirn, weiße Strümpfe sowie glatte, schwarze und einfache Lederschuhe getragen. Ein schwarzes Cape mit Pelz- oder Samtkragen soll vor Kälte schützen. Ein Pompadour aus Kleiderseide oder ein Beutel mit Perlenstickerei vervollständigt die Tracht. Bei Bedarf kann ein schwarzer Schirm mit Rüschen als weiteres Zubehör verwendet werden. Dazu passender echter und gediegener Goldschmuck wertet die Tracht weiter auf. Bei festlichen Auftritten darf auch nie der kleine frische Naturblumenstrauß fehlen.

Haube: Die Gmündner Goldhaube mit Knauf, die eine etwas weitere, so genannte Hut-Haube ist, wird mit der weißen Masche getragen.

Text aus: Joachim und Marlies Eichert, Kärntner Bürgerfrauen, Tradition mit neuen Aufgaben, Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2007

 
 
   
  
 
Landesverband der Städtischen Bürger- und Goldhaubenfrauen Kärntens