Friesacher Bürgerfrauen
 
 

gegründet: 1970

Gründungsobfrau:
Margarethe Hauser

Obfrauen:
1970–2001
Margarethe Hauser

seit 2001
Hannelore Maurer

 

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Obfrau
Hannelore Maurer

 
 
   

Gründungsgeschichte: Nach einiger Zeit der Vorbereitung gelang es Grethe Hauser im Jahr 1970 die Gruppe der Friesacher Bürgerfrauen zu gründen. Das meist in heller Seide gehaltene Bürgerinnenkleid wurde nach den vorhandenen Bildern der Friesacher Tracht gestaltet, die Friesacher Damen tragen als einzige Gruppe Kärntens die Bundhaube.

Ein sehr altes Friesacher Bürgerinnenkleid (dieses ist schon auf Fotos vor 1934 zu sehen) befindet sich heute im Landesmuseum für Kärnten.

In Erinnerung an die Jahrhunderte lange Bindung mit dem Erzbistum Salzburg zeigt das Kleid die Salzburger Rose als Stickerei.

Soziales und kulturelles Wirken: Der erste offizielle Auftritt führte die Frauen nach Völkermarkt, wo ein Bürgerfrauen- und Bürgergardentreffen Gleichgesinnte zusammenführte. Von Anbeginn an waren die Friesacher Bürgerfrauen voll ins Leben der Burgenstadt integriert, ob in sozialer, kultureller oder gesellschaftlicher Hinsicht, immer wussten sie sich seit ihrer Gründung in das Allgemeinleben einzubringen.

Seit den 1970er Jahren veranstaltet die Gruppe den Stadtkirchtag. Der Reinerlös liefert einen nicht unbeträchtlichen Anteil für die sozialen Zwecken gewidmete Vereinskasse. Als am 16. und 17. Juli 1975 ein schweres Hochwasser die umliegenden Täler und die Stadtgemeinde Friesach heimsuchte, konnten die Bürgerfrauen schnell mit finanzieller Hilfe die erste Not lindern. Das Wasser hatte damals rund 60 Objekte überschwemmt, darunter die neue Hauptschule, den Konsumneubau, die landwirtschaftliche Genossenschaft und zahlreiche weitere Betriebe und Einfamilienhäuser. Infolge der heftigen Gewitter war auch die Südbahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Friesach und Wildbad-Einöd unterbrochen.

Not zu lindern wo und wann immer sie auftritt, ist den Friesacher Frauen ein Anliegen, das vielfältig zum Ausdruck kommt. Nicht umsonst bezeichnet Bürgermeister Max Koschitz die Damen stets als die soziale Feuerwehr Friesachs.

Die Frauen kümmern sich auch um die Insassen des Bezirksaltersheimes in St. Salvator. Alljährlich werden liebevoll Osterpäckchen vorbereitet und an die Bewohner verteilt. Der traditionelle, gemeinsam mit den örtlichen Vereinen veranstaltete Nikolaus-Umzug mit den Glockenkindern, den Engeln, der Kutsche mit dem Nikolaus und den Krampussen erfreut sich großer Beliebtheit. Die vorbereiteten Nikolosäckchen werden von den kleinen und den großen Kindern gerne angenommen und der Umzug gehört mittlerweile als fixer Termin zum Leben der Burgenstadt. Als man 1990 anlässlich des zwanzigjährigen Bestandsjubiläums eine Bilanz zog, konnte man stolz verkünden, dass bereits rund 600.000 Schilling an Spendengeldern aufgebracht worden waren. Nutznießer waren die Stadtpfarrkirche, das Krankenhaus, der Kindergarten und die Musikschule, gespendet wurde aber auch für die Sanierung des Stadtgrabens und die Erhaltung der Baudenkmäler auf dem Petersberg. Jährliche Betreuung erfordert der von den Bürgerfrauen instand gehaltene Wächtersteig am Petersberg.

In der Tradition ihrer Vorgängerinnen, welche bereits 1906 anlässlich der damaligen Kirchenrenovierung ein Glasfenster für die Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus gestiftet hatten, widmeten die Bürgerfrauen anlässlich ihres 25-jährigen Bestandsjubiläums dem Gotteshaus ein weiteres Glasfenster. Im Jahr 1995 wurde an der Westwand als Hauptfenster ein von Rudolfine Rossmann geschaffenes abstraktes Farbbildfenster finanziert und gestiftet. Ein weiteres kulturelles Kleinod schenkten die Bürgerfrauen ihrer Heimatstadt im Jahr 2001. Auf dem Salzburger Platz entstand in traditioneller Handwerksarbeit der Bürgerfrauenbrunnen.

Seit der Landesausstellung im Jahr 2001 hat sich die Stadt auf ihre mittelalterlichen Wurzeln besonnen und bringt dies unter anderem durch das alljährliche Fest „Spectaculum zu Friesach“ zum Ausdruck. Mit einem eigenen „Plachenstand“ und in mittelalterlicher Gewandung sind die Bürgerfrauen dabei. Met, Reindling, Linzertorte und Hadntorte werden verkauft. Der Reinerlös trägt wieder zur Verschönerung der Stadt oder zur Linderung bei sozialen Notfällen bei.

Gesellschaftliches Leben: Die Friesacher Bürgerfrauen sind nicht mehr aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben der Burgenstadt wegzudenken. Die kirchlichen Feiertage, wie die österliche Auferstehungsfeier und die Fronleichnamsprozession, werden durch die zahlreiche Teilnahme der Bürgerfrauen beehrt. Es gibt kaum ein gesellschaftliches Ereignis des städtischen Lebens, bei welchem sich die Bürgerfrauen nicht in den Kreis der teilnehmenden Vereine einreihen. Ob im Bürgerinnenkleid oder weniger offiziell in der Mittelkärntner Tracht, die Friesacher Frauen gehören zum gesellschaftlichen Erscheinungsbild der Stadt.

Die jährliche Teilnahme an der Kräuterweihe in Gurk und an den Jahrestreffen der Städtischen Bürger- und Goldhaubenfrauen ist immer wieder ein willkommener Anlass, sich mit anderen Gruppen zu treffen. Die Teilnahme bei den Landesfestzügen zur Erinnerung an den 10. Oktober 1920 ist gleichfalls schon zur Vereinstradition geworden. Als Botschafterinnen ihrer Heimatstadt tragen die Frauen bei vielen Gelegenheiten in ihren charakteristischen Bürgerinnenkleidern zur Bekanntheit von Friesach bei. Doch auch private Geselligkeit hat ihren Platz im Vereinsgeschehen. Gemeinsame Reisen führten die Damen zu interessanten Ausstellungen im In- und Ausland. Kulturreisen wurden und werden auch weiterhin unternommen, doch sei hier angemerkt, dass diese von den Damen selbst bezahlt werden, denn die Vereinskasse dient ausschließlich sozialen und kulturellen Zwecken.

Kleid: Das zweiteilige Bürgerinnenkleid besteht aus einfärbiger in sich gemusterter Seide und muss pastellfarben sein. Ein ganz besonderes Merkmal der Friesacher Bürgerfrauentracht ist die aufwändige Absteppung ihres Kleides.

Das Oberteil hat einen runden und halsfernen Ausschnitt mit gestepptem Kragen und ein cremefarbiges Brusttuch aus Seide. Das Vorderteil endet spitz und wird mit Haken und Ösen geschlossen. Das Schößchen mit Blattsteppung beginnt bei den vorderen Abnähern und endet rückwärts mit einer Falte. Der Rückenteil hat paspelierte Teilungsnähte. Lange Keulenärmel – am Ansatz mit 6 Falten – enden mit ca. 5 cm geschlitztem Saum, der wie Kragen und Schößchen gesteppt ist.

Das Unterteil ist ein eigener, bodenlanger und gezogener Rock mit 30 cm breiter Absteppung vom Saum, beginnend mit dem Motiv der „Salzburger Rose“. Den Rockabschluss bildet eine Bürstenborte in Schwarz oder Weiß. Darunter trägt man einen weißen Baumwollunterrock mit Spitze.

Zubehör: Weiße Spitzenhandschuhe, weiße Strümpfe und zum Kleid farbig passende oder schwarze Trachtenschuhe werden getragen.

Der Pompadour wird aus dem Kleiderstoff hergestellt. Der Schirm ist einheitlich cremefarbig mit Rüsche. Ebenso gibt es ein einheitliches dreieckiges Stricktuch mit angeknüpften Fransen in hellem Beige oder Creme.

Eine Goldbrosche ziert den Kragen und ansonsten wird zur Tracht passender Gold- oder edler Perlenschmuck angelegt.

Bei öffentlichen Auftritten wird ein Biedermeiersträußchen mit frischen Blumen mitgenommen.

Haube: Diese Bundhaube wird ausschließlich von der Friesacher Bürgerfrau getragen. Die Haube besteht aus einem schwarzen und 7 cm breiten Samtbund, der mit üppiger Goldstickerei versehen ist. Der Kopfteil aus cremefarbigem Seidenstoff wird in Längsrichtung mit Goldfäden (Abstand jeweils 3 cm) in Form gezogen. Den Beginn dieses Kopfteiles ziert eine zarte Goldspitze. Die einheitlich cremefarbige halblange Seidenmasche gehört ebenfalls zur Friesacher Haube.

Text aus: Joachim und Marlies Eichert, Kärntner Bürgerfrauen, Tradition mit neuen Aufgaben, Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2007

 
   
  
 
Landesverband der Städtischen Bürger- und Goldhaubenfrauen Kärntens