Gründungsgeschichte: Im Jahr 1967 wurde die Gruppe von Liliein Mörtl gegründet. Die Gründungsfeier fand am 5. August 1967 im Parkhotel Villach statt.
Als Kleid hatte man die Drautaler Festtracht gewählt (diese entsprach dem Typ A ohne Einlegetuch), ursprünglich wurde die schwarze Bodenhaube mit gleichfarbiger Schleife getragen, diese wurde jedoch 1977 durch eine goldene Haube ersetzt.
Soziales und gesellschaftliches Wirken: Anfänglich war es vor allem der gesellschaftliche Aspekt, der die Damen zusammenführte, um in der Gemeinschaft bürgerliches Leben und Tradition zu pflegen. Sehr bald stellte sich jedoch auch der soziale Aspekt der bürgerlichen Denkweise ein und vielfältiges helfendes Wirken zeichnet die Gruppe während ihrer nunmehr vierzigjährigen Bestandszeit aus.
Immer wieder wurden hilfsbedürftige und unverschuldet in Not geratene Villacher Mitbürger schnell und unbürokratisch finanziell unterstützt. Seit 1980 wird alljährlich am Jakobimarkt, einem Handwerksmarkt Ende Juli – Anfang August, ein Stand aufgebaut. Durch Monate hindurch wird dieses Ereignis vorbereitet. Handarbeiten, Gesticktes, Bemaltes, Gebasteltes aber auch selbstgemachte Marmelade und Säfte werden dann verkauft, um mit dem Reinerlös Bedürftige aus dem Raum Villach zu unterstützen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die finanzielle aber auch die ideelle Hilfe für ein behindertes Mädchen, das von seiner Großmutter aufgezogen wird. Immer wieder helfen Miet- und Heizkostenzuschüsse ärmeren Mitbürgern über finanzielle Engpässe hinweg und beweisen das karitative Denken der Gruppe. Doch nicht nur Einzelnen wird geholfen, die alljährliche Adventjause für bedürftige Mindestrentner wird von den Eingeladenen schon immer freudig erwartet und bietet neben der Bewirtung auch Gelegenheit zur Unterhaltung. Nicht nur das Materielle zählt in diesem Fall, viel wichtiger erscheint auch das „Zeit-Schenken“ – die Gelegenheit für diese oft einsamen Menschen mit Anderen zu plaudern.
Die Behindertentagesstätte konnte sich über eine finanzielle Zuwendung freuen, die den Einbau einer Schiebetüre ermöglichte. Eine anscheinend eher banale Sache, doch wurde durch diese Hilfsaktion ein eigener Raum geschaffen, der eine bessere Betreuung der Behinderten ermöglichte. Im Sinne der Wahrung kultureller Güter wurde für die Vassacher Kirche ein Fenster gestiftet. Vielfältig ist dieser selbst gewählte Aufgabenbereich, die Vielzahl der Aktionen unterstreicht die soziale, aber auch kulturelle Kompetenz der Goldhaubenfrauen, die durchaus in der Tradition ihrer Vorgängerinnen – der Bürgerfrauen der vergangenen Jahrhunderte – steht.
Doch auch das Gesellschaftliche und das Gemeinschaftliche finden ihren Platz im Vereinsleben. Monatliche Treffen, die sowohl der Unterhaltung als auch der Planung der nächsten Vorhaben dienen, führen die Gruppe immer wieder zusammen. Kulturelle Reisen brachten die Damen unter Anderem nach Admont, Seckau, Salzburg und ins Stift St. Paul.
Kräuterweihen und Trachtentreffen oder Festivitäten anderer Bürgerfrauengruppen bieten stilvolle Gelegenheiten, sich im vielfältigen Trachtenbild Kärntens zu präsentieren. In der Stadt Villach sind die Goldhaubenträgerinnen der Kärntner Landsmannschaft bei weltlichen und kirchlichen Festen gern gesehene und oft eingeladene Gäste und Mitwirkende. Ein jährlicher Fixpunkt hierbei ist der große Umzug anlässlich des Villacher Kirchtages. „Villach grüßt“ ist eine Aktion, bei der andere Städte besucht werden. Auch hier beteiligt sich die Gruppe und reiht sich in den Reigen der Villacher Vereine ein. Nunmehr im Jubiläumsjahr des 40-jährigen Bestandes sind es 35 Damen, die sich mit ihrer Obfrau Heide Jesser den vielfältigen Aufgaben widmen. Heimatverbundenheit, soziales und kulturelles Wirken werden in der Gemeinsamkeit gepflegt, um traditionelles Bürgertum beispielhaft vorzuleben.
Kleid: Das Bürgerinnenkleid ist aus der Drautaler Festtracht entstanden und wird aus einem einfärbigen in sich gemusterten Seidenstoff angefertigt, wobei die Farbe selbst gewählt werden kann. Das Kleid ist einteilig geschnitten.
Das Oberteil ist anliegend mit halsfernem und herzförmigem Ausschnitt. Dieser hat einen Samtbesatz in schwarz oder dem Kleid angepasster Farbe und vorne in der Mitte Haftelverschluss, der ebenfalls rechts und links einen Samtbesatz aufweist. Das Vorderteil endet mit einer Schnebbe. Die Ärmel beginnen oben in der Kugel mit ca. 15 gelegten Falten und verlaufen keulenförmig nach unten. Acht überzogene Knöpfe halten die Ärmel an den Unterarmen anliegend. Den Abschluss bildet eine breite Samtmanschette. Der von Hand gezogene lange Rock ist an das Oberteil festgenäht und hat als Abschluss am Saum eine Schnur oder Beserlborte. Das gesamte Kleid ist gefüttert. Es kann ein schöner Spitzenunterrock darunter getragen werden.
Zubehör: Gehäkelte ganze Handschuhe in Beige, gleichfarbige Strümpfe und einfache schwarze Trachtenschuhe sowie ein Pompadour mit Spitzentücherl vervollständigen die Tracht. Ein einheitlicher schwarzer Rüschenschirm und ein großes schwarzes Tuch oder ein schwarzer Schlawanker dienen als Regen- und Kälteschutz.
Echter Gold- oder Perlenschmuck wird individuell gewählt. Dieser kann ein edles Kropfband, eine Goldkette, eine Brosche oder Ohrgehänge sein. Haube: Es wird eine Bodenhaube mit schwarzem Untergrund und goldener Klöppelspitze mit goldbesticktem Spiegel getragen. Die Haube hat eine schwarze Masche mit Bändern, die bis in den Rücken reichen.
Text aus: Joachim und Marlies Eichert, Kärntner Bürgerfrauen, Tradition mit neuen Aufgaben, Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2007 |